Neugeborenen-Screening entsprechend der aktuell gültigen "Kinderrichtlinie" des G-BA
Der Text der aktuell gültigen Kinderrichtlinie und den Anlagen kann auf den Seiten des "Gemeinsamen Bundesausschuss" (G-BA) oder der Webseite der "Deutsche Gesellschaft für Neugeborenenscreening e.V." (DGNS) gefunden werden.
Biotinidase-Mangel
Häufigkeit: ca. 1:80.000
Klinische Symptome: Hautveränderungen, Stoffwechselkrisen, zerebrale Krampfanfälle, neurologische Symptome, geistige Behinderung
Ursache: Defekt der Biotinidase (schwerer Defekt: Restaktivität <10%, partieller Defekt: Restaktivität 10-30%)
Nachweis im Screening: Bestimmung der Biotinidase-Aktivität
Methode: Photometrie
Weitere Diagnostik: Biotinidase-Aktivität im Serum, Molekulargenetik
Falsch positive Ergebnisse: Zerstörung der Enzyms auf der Testkarte (z.B. durch Wärme)
Falsch negative Ergebnisse: Z.n. Transfusion
Therapie: Biotinsubstitution
Klassische Galaktosämie (Galaktose-1-Phosphat-Uridyltransferase-Mangel (GALT, Gal-PUT))
Im Neugeborenen-Screening wird in unserem Labor die klassische Form, der Galaktose-1-Phosphat-Uridyltransferase-Mangel (GalT) sowie der Galaktokinase-Mangel durch Bestimmung der Galaktose und des Galaktose-1-Phosphates erfaßt. Die letztere Bestimmung ist nur möglich, wenn das Neugeborene Galaktose, z.B. in Form von Muttermilch, zu sich genommen hat.
Häufigkeit: 1:40.000
Klinische Symptome: Trinkschwäche, Ikterus, Leberfunktionsstörung
Ursache: Defekt der Galaktose-1-Phosphat-Uridyl-Transferase
Nachweis im Screening: Enzymaktivitätsmessung; Galaktose + Gal-1-Phosphat-Konzentration
Methode: Fluorimetrischer Test (Enzymaktivität), photometrischer Test (Galaktose-Konzentration)
Weitere Diagnostik: Enzymaktivität im Flüssigblut, Mutationsanalyse, Gal-1-Phosphat im Vollblut
Falsch positive Ergebnisse: Zerstörung der Enzyms auf der Testkarte (z.B. durch Wärme oder verlängerte Transportzeit)
Falsch negative Ergebnisse: Z.n. Transfusion
Therapie: lebenslange laktosefreie, galaktosearme Diät
Phenylketonurie (PKU, Hyperphenylalaninämie (HPA)
Häufigkeit: 1:10.000
Klinische Symptome: geistige und statomotorische Entwicklungsstörung
Ursache: Defekt der Phenylalaninhydroxylase (selten Tetrahydrobiopterin-Mangel)
Nachweis im Screening: erhöhte Phenylalanin-Konzentration bzw. Erhöhung des Phenylalanin/Tyrosin-Quotienten
Methode: Tandemmassenspektrometrie (MS/MS)
Weitere Diagnostik: Enzmyaktivität, BH4-Test, Mutationsanalyse
Falsch positive Ergebnisse: Leberfunktionsstörungen, Aminosäuren-Infusion
Falsch negative Ergebnisse: bei zeitgerechter Blutentnahme: keine
Therapie: spezifische (Phenylalanin-arme) Diät, ggf. Tetrahydrobiopterin-Substitution
Hyperphenylalaninämie (HPA): Phenylalanin < 600µmol/L, nicht diätpflichtig
Ahornsirupkrankheit (MSUD)
Häufigkeit: 1:200.000
Klinische Symptome: Erbrechen, Lethargie, Krampfanfälle, metabolische Enzephalopathie
Ursache: Defekt im Enzymkomplex der verzweigtkettigigen 2-Ketosäure-Dehydrogenase (BCKA-DH)
Nachweis im Screening: Erhöhte Konzentrationen von Leucin/Isoleucin und Valin, Erhöhung des Quotienten Leu+Ile/Phe
Methode: Tandemmassenspektrometrie (MS/MS)
Second-Tier-Test: Allo-Isoleucin-Bestimmung mittels LC-MS/MS
Weitere Diagnostik: quantitative Aminosäurenanalyse, organische Säuren im Urin, Enzymaktivität in Fibroblasten, Mutationsanalyse
Falsch positive Ergebnisse: Aminosäuren-Infusion
Falsch negative Ergebnisse: milde Formen
Therapie: immer über pädiatrische Stoffwechselzentren
Tyrosinämie Typ I
Häufigkeit: 1:135.000 (Zentraleuropa)
Klinische Symptome: schweres Leberversagen, Blutungen, Erbrechen, Sepsis, Nierenfunktionsstörungen
Ursache: Defekt im Abbau der Aminosäure Tyrosin (defektes Enzym: Fumarylacetacetat-Hydrolase (FAH))
Nachweis im Screening: Erhöhte Konzentration von Succinylaceton, das bedingt durch den Rückstau von Maleylacetacatat und Fumarylacetacetat vermehrt gebildet wird
Methode: Tandemmassenspektrometrie (MS/MS)
Weitere Diagnostik: Succinylaceton im Urin, Trockenblut, Serum, Fruchtwasser, quantitative Aminosäurenanalyse, organische Säuren im Urin, Gerinnungsparameter, Transaminasen, AFP, molekulargenetische Untersuchung; im weiteren Verlauf: Succinylaceton und das Medikament NTBC (Orfadin®), Aminosäuren (Met, Tyr, Phe)
Falsch positive Ergebnisse: Nierenfunktions-Störungen
Falsch negative Ergebnisse: milde Formen, akzelerierte Form der Tyrosinämie Typ I
Therapie: immer über pädiatrische Stoffwechselzentren
Mittellangkettiger Acyl-CoA-Dehydrogenase-Mangel (MCAD-Mangel)
Häufigkeit: 1:10.000
Klinische Symptome: Stoffwechselkrisen, Koma, letaler Verlauf möglich
Ursache: Defekt der Medium Chain Acyl-CoA-Dehydrogenase
Nachweis im Screening: typisches Metabolitenmuster mit Konzentrationserhöhung der mittelkettigen Acylcarnitine sowie Erhöhung der Quotienten C8/C2, C8/C10, C8/C12
Methode: Tandem-Massenspektrometrie (MS/MS)
Weitere Diagnostik: erneut TMS-Profil, Enzymaktivität in Lymphozyten, Molekulargenetik.
Falsch positive Ergebnisse: ggf. bei MCT-Gabe, Valproat-Therapie
Falsch negative Ergebnisse: bei ausgeglichener und anaboler Stoffwechsellage möglich
Therapie: Vermeidung von Fastenperioden >4-6 Std., ggf. Carnitingabe
Long Chain 3-Hydoxyacyl-CoA-Dehydrogenase-Mangel (LCHAD), mitochondrielles trifunktionales Protein-Defekt (mTFP)
Häufigkeit: ca 1:200.000
Klinische Symptome: Manifestation schon in den ersten Lebenstagen möglich, Stoffwechselkrisen, Koma, Kardiomyopathie, Hepatopathie. In einigen Fällen mütterliches HELLP-Syndrom.
Ursache: Defekt der Long-Chain-3-OH-Acyl-CoA-Dehydrogenase (LCHAD) bzw. des trifunktionellen Proteins (TFP)
Nachweis im Screening: typisches Metabolitenmuster mit Konzentrationserhöhung der langkettigen hydroxylierten Acylcarnitine (v.a. C16-OH, C18:1-OH)
Methode: Tandem-Massenspektrometrie (MS/MS)
Weitere Diagnostik: Enzymaktivität in Fibroblasten oder Lymphozyten, Molekulargenetik.
Falsch negative Ergebnisse: bei anaboler Stoffwechsellage möglich
Therapie: Mittelkettige Triglyceride, Vermeidung von Fastenperioden, reduzierte Aufnahme langkettiger Fettsäuren
Very long chain acyl-CoA-Dehydrogenase-Mangel (VLCAD)
Häufigkeit: ca. 1:100.000
Klinische Symptome: Kardiomyopathie, Hepatopathie, hypoketotische Hypoglykämie, Skelettmuskelbeteiligung. Milde Form: Spätmanifestation mit Myopathie
Ursache: Defekt der (über-)langkettigen Acyl-CoA-Dehydrogenase (veryl long chain acyl CoA dehydrogenase deficiency, (VLCADD))
Nachweis im Screening: Konzentrationserhöhung C14:1, Quotient C14:1/C12:1 erhöht
Methode: Tandemmassenspektrometrie (MS/MS)
Weitere Diagnostik: Enzymaktivität in Fibroblasten oder Lymphozyten, Molekulargenetik.
Anmerkung: ein unauffälliger Befund im Neugeborenen-Screening schließt das Vorliegen eines VLCAD-Mangels nicht aus!
Therapie: Mittelkettige Triglyceride, Vermeidung von Fastenperioden, reduzierte Aufnahme langkettiger Fettsäuren
Carnitin-Palmitoyl-Transferase-I (CPT1)-Mangel
Häufigkeit: selten
Klinische Symptome: hypoketotische Hypoglykämie, Krampfanfälle, Koma, Hepatopathie, renal-tubläre Azidose. Manifestation i.A. innerhalb der ersten zwei Lebensjahre
Ursache: Defekt der Carnitin-Palmitoyl-Transferase 1 (gestörter Transport der langkettigen Acylcarnitine in die Mitochondrien)
Nachweis im Screening: freies Carnitin erhöht, Konzentration der langkettigen Acylcarnitine vermindert: Quotient Carnitin/[C16+C18] erhöht.
Methode: Tandemmassenspektrometrie (MS/MS)
Weitere Diagnostik: Enzymaktivität in Fibroblasten, Molekulargenetik. Organische Säuren im Urin: keine Dicarbonazidurie
Therapie:Mittelkettige Triglyceride, Vermeidung von Fastenperioden, reduzierte Aufnahme langkettiger Fettsäuren, Notfallregime
Carnitin-Palmitoyl-Transferase-II (CPT2)-Mangel
Häufigkeit: selten
Klinische Symptome: Hypoketotische Hypoglykämie, Hepatopathie, hepatische Enzephalopathie, Krampfanfälle. Verschiedene Verlaufsformen (schwere neonatale, infantile sowie milde Erwachsenenform
Ursache: Defekt der Carnitin-Palmitoyl-Transferase 2
Nachweis im Screening: erhöhte Konzentration der langkettigen Acylcarnitine. Quotient [C16+C18:1]/C2 erhöht
Methode: Tandemmassenspektrometrie (MS/MS)
Differenzialdiagnose: CACT-Mangel
Weitere Diagnostik: Enzymaktivität in Lymphzyten oder Fibroblasten. Mutationsanalyse. Organische Säuren: keine bzw unspezifische Dicarbonazidurie.
Therapie: Mittelkettige Triglyceride, Vermeidung von Fastenperioden, reduzierte Aufnahme langkettiger Fettsäuren, Notfallregime. Intensivtherapie bei schwerer neonataler Form
Carnitin-Acylcarnitin-Translokase (CACT)-Mangel
Häufigkeit: selten
Klinische Symptome: Lethargie, Trinkschwäche, Kardiomyopathie, Hepatopathie, Hyperammonämie. Häufig lethaler Verlauf
Ursache: Defekt der Carnitin-Acylcarnitin-Translokase
Nachweis im Screening: erhöhte Konzentration der langkettigen Acylcarnitine, Quotient [C16+C18:1]/C2 erhöht
Methode: Tandemmassenspektrometrie (MS/MS)
Differenzialdiagnose: CPT2-Mangel
Weitere Diagnostik: Enzymaktivität in Lymphozyten oder Fibroblasten. Mutationsanalyse.
Therapie: Intensivtherapie bei schwerer Form. Mittelkettige Triglyceride, Vermeidung von Fastenperioden, reduzierte Aufnahme langkettiger Fettsäuren
Glutaracidurie Typ I (GA I)
Häufigkeit: ca. 1:100.000
Klinische Symptome: Makrozephalie, enzephalopathische Krise; in den ersten Lebensmonaten oft unauffällig.
Ursache: Defekt der Glutaryl-CoA-Dehydrogenase
Nachweis im Screening: erhöhte Glutarylcarnitinkonzentration (C5DC)
Methode: Tandemmassenspektrometrie (MS/MS)
Weitere Diagnostik: Carnitin und Acylcarnitine im Plasma, organische Säuren im Urin, Enzymaktivität in Lymphozyten oder Fibroblasten, Mutationsanalyse
Therapie: Carnitingabe, Notfallprotokoll, spezifische Diät
Falsch negative Ergebnisse: bei Carnitinmangel sowie abhängig von der Stoffwechsellage möglich.
Isovalerianazidämie (IVA)
Häufigkeit: ca 1:100.000
Klinische Symptome: neonatale Form: akute Dekompensation mit enzephalopathischer Erkrankung. Chronisch-intermittierende Form mit Episoden von Erbrechen, Lethargie, Koma.
Ursache: Defekt der Isovaleryl-CoA-Dehydrogenase
Nachweis im Screening: erhöhte Isovalerylcarnitin-Konzentration (C5)
Methode: Tandemmassenspektrometrie (MS/MS)
Weitere Diagnostik: Carnitin und Acylcarnitine im Plasma, organische Säuren im Urin, Enzymaktivität in Lymphozyten oder Fibroblasten, Mutationsanalyse
Therapie: Carnitingabe, Notfallprotokoll, spezifische Diät
Differenzialdiagnose: 2-Methylbutyryl-CoA-Dehydrogenase-Mangel
Falsch positive Ergebnisse: C5-Erhöhung durch Pivaloylcarnitin bei Gabe Pivalinsäure-haltiger Antibiotika (in Deutschland nicht eingesetzt, da nicht zugelassen)
Konnatale Hypothyreose
Häufigkeit: ca 1:4000
Klinische Symptome: (konnatale Hypothyreose): schwere geistige und körperliche Behinderung.
Ursache: Fehlanlage der Schiddrüse (Aplasie, Hypoplasie, Ektopie), selten genetisch bedingt.
Nachweis im Screening: TSH (Thyreoida stimulierendes Hormon) stark erhöht.
Methode: Immunoassay
Weitere Diagnostik: TSH, fT3, fT4 im Serum. Schilddrüsensonographie. (Vergl.Angeborene primäre Hypothyreose: Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle" auf den Webseiten der AWMF)
Falsch positive Ergebnisse: Lebensalter <36 Std: Der Geburtsstress (Kältereiz) führt zu einem vorübergehenden TSH-Anstieg. Transiente Hypothyreose durch Jodbelastung (jodhaltige Desinfektionsmittel, jodhaltige Röntgenkontrastmittel), Therapie mit Thyreostatika in der Schwangerschaft, Übertragung mütterlicher Schilddrüsenantikörper über die Plazenta.
Falsch negative Ergebnisse: unter Katecholamingabe. Hypothyroxinämie bei Frühgeborenen (<32 SSW).
Therapie: Thyroxin-Substitution
Adrenogenitales Syndrom (congenitale adrenale Hyperplasie - CAH)
Häufigkeit: ca. 1:10.000
Klinische Symptome: verminderte Stresstoleranz, Virilisierung bei Mädchen, Salzverlustkrise (Erbrechen, Exsikkose, Hyperkaliämie, Azidose, Hyponatriämie)
Ursache: 21-Hydroxylase-Mangel (ca.95% der Fälle).
Nachweis im Screening: 17-Hydroxyprogesteron deutlich erhöht.
Methode: Immunoassay
Weitere Diagnostik: Second-Tier-Test: Steroidprofil mittels LC-MSMS. Molekulargenetik
Falsch positive Ergebnisse: Lebensalter <36 Std., Stress (schwere Erkrankung), Frühgeburtlickeit
Falsch negative Ergebnisse: Steroidhormongabe während der Schwangerschaft
Therapie: Hormonsubstitution
Schwere kombinierte Immundefizienz (SCID)
Häufigkeit: ca. 1:58.000
Klinische Symptome: lebensbedrohliche, schwer verlaufende Infektionen in den ersten Lebenstagen kurz nach Geburt
Hinweis: Bei fehlenden TREC (Kopienzahl 0 oder 1, urgent positiv) handelt es sich um einen immunologischen Notfall!
Ursache: schwerer Mangel an T-zellen und naiver T-Zellen
Nachweis im Screening: verminderte oder fehlende T-cell receptor excision circles (TREC)
Methode: Polymerase-Kettenreaktion (PCR)
Weitere Diagnostik: qualifizierte FACS-Analyse in einem zertifizierten Zentrum (siehe Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Immunologie e.V.: www.kinderimmunologie.de)
Falsch positive Ergebnisse: Frühgeburtlichkeit, andere Erkrankungen, syndromale Erkrankungen, weitere T-Lymphopenien
Falsch negative Ergebnisse: atypische Formen
Therapie: Isolation, allogene Stammzelltransplantation
Spinale Muskelatrophie (SMA)
Häufigkeit: ca. 1:7.000
Klinische Symptome: Muskuläre Hypotonie (floppy infant), proximal betonte Muskelschwäche, Verlust motorischer Fähigkeiten, auffallendes Atemmuster mit Zwerchfellatmung, Glockenthorax, Muskelzucken (Faszikulationen, Zungenfaszikulationen), reduzierte Ausdauer als erstes Symptom einer Muskelschwäche, auffälliges Gangbild, Muskelkrämpfe Muskelatrophie; Einteilung in unterschiedliche Schweregrade der Erkrankung und des Erkrankungsbeginns (SMA 1-4; non-Sitter, Sitter, Walker)
Hinweis: Eine frühzeitige Bestätigung des Ergebnisses aus Vollblut sowie die zeitnahe Vorstellung des Kindes in einem empfohlenen Behandlungszentrum ist notwendig
Ursache: homozygote Deletion der Exons 7 und 8 oder nur des Exons 7 des Survival Motor Neuron 1 (SMN1) Gens auf Chromosom 5q13.2 (ca. 95% aller Fälle)
Nachweis im Screening: Homozygotie des SMN1-Gens
Methode: Polymerase-Kettenreaktion (PCR)
Weitere Diagnostik: molekulargenetische Diagnostik, Bestimmung der SMN2-Kopienanzahl (kann aus vorhandener Trockenblutprobe nachgefordert werden)
Falsch positive Ergebnisse: Störungen der PCR-Reaktion
Falsch negative Ergebnisse: atypische Formen, eine Compound-Heterozygotie für die Deletion und eine Punktmutation im SMN1-Gen (ca. 4%) kann aus methodischen Gründen im Neugeborenen-Screening nicht erkannt werden
Therapie: je nach Anzahl der Kopien und der Schwere der Erkrankung wird eine individuelle Therapie (medikamentös, Genersatztherapie) festgelegt
Sichelzellerkrankung (sickle cell disease, SCD)
Häufigkeit: 1-5:10.000
Klinische Symptome: chronische hämolytische Anämie, erhöhte Infektneigung, rezidivierende schmerzhafte Gefäßverschlusskrisen, chronische Organschädigungen
Hinweis: Bestätigung des auffälligen Screening-Ergebnisses aus Vollblut innerhalb des ersten Monats nach Geburt in einem empfohlenen Behandlungszentrum ist notwendig
Ursache: Punktmutation (Glutamat → Valin an Aminosäureposition 6) im Hämoglobinmolekül führt zur Ausbildung von defekten β-Ketten des Hämoglobins, Bildung von Hämoglobinmolekülen(HbS) statt des physiologischen Haupthämoglobins A (HbA)
Nachweis im Screening: HbS homozygot, compound-heterozygote Formen (FSC, FSD, FSE, HbS + β+-Thalassämie)
Methode: Polymerase-Kettenreaktion (PCR), HPLC, Tandem-Massenspektrometrie
Weitere Diagnostik: Hämoglobinanalyse (Kapillarelektrophorese, HPLC), Molekulargenetik, Sequenzierung
Falsch positive Ergebnisse: Störungen der PCR-Reaktion
Falsch negative Ergebnisse: Erythrozyten-Transfusion, Frühgeburtlichkeit
Therapie: Transfusionen, Infektionsprophylaxe (Penicillin, Impfungen), Stammzelltransplantation